Das Beste am Schluss.

Guidos Wochenpost gibt es seit August 2015. Mit Ausnahme einer kurzen Fastenzeit habe ich jeden Sonntag um 8 Uhr geliefert. Macht insgesamt meenzerisch gerundet ungefähr genau 222 Texte.

Vielen Menschen wurde das zum Ritual, sie haben ihren Sonntag danach geordnet. Als einmal wegen eines technischen Problems die Wochenpost nicht pünktlich rausging, kamen um kurz vor 9 Uhr die ersten besorgten Nachfragen. Und eine Leserin hält immer sonntags beim morgendlichen Hundespaziergang an der gleichen Wegkreuzung an, um die Wochenpost zu lesen. Der Hund weiß das, legt sich hin und wartet geduldig, bis sie fertig ist.

Meine Kolumnen haben den Weg auf Familien-Frühstückstische, in Hochschul-Vorlesungen und in anderer Bücher gefunden. Es gab vieldiskutierte, vielkritisierte und vielbedankte Texte. Es gab Jobangebote, ergänzende Lesererfahrungen und reizende Kontakte. Einmal schrieb mir eine Leserin, dem Duktus nach eine ältere, wohlgebildete Dame, eine lange E-Mail. Ich verstand lange nicht, was sie von mir wollte. Am Ende stellte es sich so dar: Ich hatte einen Missstand beschrieben, wie so oft. Doch dieses Mal hatte ich selbst keine Lösung. Das nahm mit die Dame übel und sie kündigte mir so freundlich wie unmissverständlich an, dass sie mir die Treue versage, sollte ich sie noch einmal mit einem Problem konfrontieren, ohne ein Angebot für eine Lösung zu bieten. Das war mir eine Lehre.

Einmal habe ich zwei Wochen lang ältere Kolumnen, die auf einer früheren Webseite erschienen waren, recycelt, aus Zeitgründen. Darauf rief mich ein Freund an und fragte mich, ob denn bei mir alles in Ordnung sei und er mir helfen könne. Ich war erstaunt, denn es ging mir sehr gut. Er habe, erklärte er mir, aus den jüngsten beiden Ausgaben der Wochenpost herausgelesen, dass es mir nicht so gut ginge. Ich war baff, denn zu der Zeit, zu der die Kolumnen ursprünglich geschrieben worden waren, war es mir tatsächlich nicht soooo gut gegangen – er hatte das gespürt.

Einmal schrieb mir eine Agenturchefin, die ich nicht kannte, dass sie eine Anfrage von einem Landesministerium bekommen habe. Doch wegen meiner Texte glaube sie, mich gut zu kennen und war der Meinung, dass diese Anfrage viel besser zu mir als zu ihr passe. Sie habe bereits die Ansprechpartnerin im Ministerium gefragt, ob ich mich melden dürfe. Ja, ich dürfe, sie freue sich auf meinen Anruf.

Oh je, warum schreibt er das alles? Das klingt nach Abschied. Ja, das stimmt. Guidos Wochenpost wird es in der bisherigen Form nicht mehr geben. Was wiederum auch nicht stimmt, denn die 222 Texte und der Podcast sind ja nicht aus der Welt und viele von zeitloser Schönheit. Was wiederum nicht stimmt, denn – Trommelwirbel – mein Buch „Kennst Du es nur oder kannst Du es auch“ ist es ab sofort auf DER Hörbuch-Plattform Audible zu hören. Man kann es also über diese Amazon-Tochter kaufen oder im Rahmen des Hörbuch-Abos buchen.

Das Hörbuch-Abo ist übrigens großartig, kann ich jedem nur empfehlen. Das Hörbuch selbstredend auch. Das gedruckte Buch gibt es übrigens noch immer bei mir (#meinjanur), bei Bedarf also einfach an mich schreiben oder hier bestellen. Da steht auch der kleine Ritterschlag vom Über-Kollegen Harald Martenstein: „Ich habe auch schon in Ihrem klugen Buch gelesen, immer mal wieder, wie ich es bei guten Kolumnenbüchern von Kollegen mache. Ich muss da immer aufpassen, dass ich nichts plagiiere!“

Großartig ist auch Volker Pietzsch, Radio-Urgestein, Mitinhaber von Antenne Mainz und (nicht nur) mein Podcast-Guru. Ihm verdanke ich nicht nur meinen Podcast mit der gesprochenen Wochenpost, bei ihm habe ich mein Buch vertont und er hat die Titanen-Aufgabe vollbracht, mit seinem Verlag AllAudio den Zugang zu Audible zu schaffen, ich war also quasi der Schafskopf auf dem Rammbock ins Audible-Imperium. Für alles, was mit Radio, Podcast, Ansagen und Gesprochenem zu tun hat, ist Volker ein ganz heißer Tipp. Grüßt ihn schön von mir.

Dann schreibe ich jetzt nicht mehr? Doch, nur nicht jede Woche. Der Grund ist einfach und schön zugleich: Ich habe mich entschieden, meine ganze Arbeitskraft in den Aufbau unserer Home Staging-Firma zu lenken. Mit anderen Worten: Meine Traumfrau Cornelia und ich bauen den Marktführer für Home Staging in Deutschland auf. Wir übernehmen bundesweit Home Staging-Projekte und bilden mittlerweile selbst Home Stagerinnen aus. Alles mit steigender Tendenz. Das geht nicht mit halber Kraft. Und für ein Hobby (so schön es auch sein mag), ist der Aufwand einer wöchentlichen Kolumne zu hoch.

Ich werde mich aber sicher zu Wort melden, wenn ich etwas Wichtiges zu sagen habe. Man könnte auch sagen: Ich gehe den Bravo-Weg, denn jene Jugendzeitschrift, die ich nie lesen durfte und die viele meiner Generation (und folgende) geprägt haben soll, ändert auch gerade ihr Erscheinen von wöchentlich auf monatlich. Nur dass ich noch flexibler sein kann, da ich keine Druckerei brauche und keine Anzeigenkunden habe.

Dann lese ich jetzt nichts mehr? Einmal noch, am 22. November lese ich aus meinen Kolumnen. Im Vinarmarium, wie immer. Mit Rheinhessen-Wein, wie immer. Nur eben nur noch ein Mal. Letzte Chance, Tickets gibt es hier.

Im Nachklang dieser Zäsur bleibt noch eins zu sagen: Danke.

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