Ruhe auf den billigen Plätzen.

Es gibt die billigen Plätze, auf denen Menschen Platz nehmen, die unbehelligt bleiben wollen. Sie machen es sich bequem im Halbdunkel und nehmen sich aus der sicheren Position der Verborgenheit heraus, andere zu kritisieren. Jene, die im Licht stehen, die es gewagt haben und immer wieder wagen, die Arena zu erobern.

Zitate sind die Reliquien unserer Zeit. Wenn Konfuzius, Einstein, Lincoln, der Dalai Lama und Henry Ford so viel Sprüche hinterlassen hätten, wie unserer Tage durch die sozialen Netzwerke schwappen, sie wären allenfalls als mittelmäßige Dieter Thomas Heck-Kopie in die Geschichte eingegangen. Allerdings nur in deren unteren Schubladen. Das ist wie mit den Knochen der Heiligen, die in den Kirchen der Welt verehrt werden. Alle zusammengesetzt ergäben sehr ulkige Mehrfüssler, so dass wir uns wundern müssten, dass die Heilige Schrift nichts davon überliefert hat.

Und dennoch: Weit über die inflationäre Junk-Zitate-System-Social-Media-Industrie hinaus haben unsere großen Denker uns so manchen Gedanken hinterlassen, der mehr ist als ein Daumenstopper im schier unendlichen Strom der Belanglosigkeiten in meiner Facebook- und Instagram-Timeline.

Ein Zitat, besser: eine Passage, auf die ich immer wieder treffe, möchte ich heute vorstellen. Wem sie neu ist zur Erhellung, wem bekannt, zur Auffrischung. So wie ich mich selbst immer wieder daran erfreue und aufrichte.

Gesprochen hat dies Theodor Roosevelt im Jahre 1910 in Paris, da war er gerade ein Jahr nicht mehr US-Präsident und das Amt geprägt von Würde, Anstand, Verantwortung, Bildung und menschlicher Größe. Die martialische Anmutung seiner Worte mag dem Zeitgeist geschuldet sein, die fehlende weibliche Form ebenso. Wenn wir seine Worte also im Kopfe etwas abrüsten und sauber gendern, so dass ein jedes Menschenwesen sich angesprochen fühlen mag, kann es losgehen – Vorhang auf für den Mann in der Arena, nach dem englischen Original von mir zeitgemäß übersetzt:

It is not the critic who counts; not the man who points out how the strong man stumbles, or where the doer of deeds could have done them better. The credit belongs to the man who is actually in the arena, whose face is marred by dust and sweat and blood; who strives valiantly; who errs, who comes short again and again, because there is no effort without error and shortcoming; but who does actually strive to do the deeds; who knows great enthusiasms, the great devotions; who spends himself in a worthy cause; who at the best knows in the end the triumph of high achievement, and who at the worst, if he fails, at least fails while daring greatly, so that his place shall never be with those cold and timid souls who neither know victory nor defeat.

Es kommt nicht auf die Kritiker an. Nicht auf jene, die auf stolpernde Macher zeigen und hinterher genau wissen, was diese hätten besser machen sollen. Unsere Anerkennung gebührt dem Mensch in der Arena. Voller Staub, Schweiß und Blut ringt er tapfer, macht Fehler und springt zu kurz – doch es kann kein Vorankommen geben ohne Fehler zu machen und zu kurz zu springen. Er holt voll Enthusiasmus und Hingabe zu großen Taten aus, hat sein Leben einer großen Aufgabe gewidmet. Gelingt sie ihm, erwarten ihn Triumphe und großartige Ergebnisse. Scheitert er, so scheitert er in ungebrochenem Wagemut. Sein Platz wird niemals an der Seite furchtsam verbitterter Seelen sein, die in ihrer Mittelmäßigkeit weder Sieg noch Niederlage kennen.

Wer nie in der Arena stand, weiß nicht, wie das schmeckt: Der Schmerz, die Furcht zu Versagen, die Rastlosigkeit, aber auch der süße Duft der eigenen Vision, die unbändige Freude auf dem Gipfel und die Freude auf den nächsten Wiederstand. Das ist der Unterschied zwischen den billigen Plätzen im Halbdunkeln, wo ein Volk von Bundestrainern sitzt, dabei jeden Spielzug besser weiß und jenen Plätzen im grellen Licht der Arena, die so richtig teuer werden können.

Wir, der wir in der Arena stehen, Rücken an Rücken, neigen dazu, uns die Kritik von den billigen Plätzen zu Herzen zu nehmen. Das sollten wir nicht tun.

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