Liebe ist die Antwort.

Liebe, so besingen es die Sänger, seit Sänger singen können, sei die Antwort auf alle Fragen. Wie modern oder unmodern, wie retardiert oder notwendig dies ist, mag ein jeder selbst entscheiden. heute geht es um den Ursprung der Dinge – und der ist bei Liebe versus Krieg durchaus spannend.

Ich persönlich glaube ja, dass alles, was Menschen tun, aus Liebe oder Angst geschieht. Wirklich alles. Entweder tue ich es, weil ich die Aktion als solches, das Ziel der Aktion oder den/die Nutznießer so sehr mag, dass ich es sehr gerne tue. Ich kann durch den Wald laufen, weil ich das dabei aufkommende Körpergefühl genieße, mein Fitnesslevel steigere und zu Hause ausgeglichener bin, wovon wiederum alle anderen profitieren. Oder ich tue es, weil ich Angst habe: Vor Übergewicht, schwindender Attraktivität und dem zu frühen Herztod. Es ist ein unterhaltsames Spiel, gerne auch solitär, bei allem, was man selbst oder andere tun, zu entscheiden, ob es aus Angst oder aus Liebe geschieht.

Eine weitere, nicht minder populäre Gegensatzpaarung ist „Make Love Not War“, Liebe gegen Krieg, wo Liebe ist, kann Krieg nicht sein und so weiter. Diese Meme hat ihre Quelle in der Hippiebewegung der späten 60er, dazu das Peace-Zeichen, jener Mercedes-Stern mit einem Extra-Strich.

Selbstverständlich gibt es, wie bei der Universalität der Themen Liebe und Krieg nicht anders zu erwarten, historisch-literarische Frühformen, beispielsweise bei Aristophanes. Doch die viel entscheidendere Vorlage der Neuzeit, diesen schrillen Gegensatz als populistisch-vereinfachendes Werkzeug der politischen Auseinandersetzung einzusetzen, kam von einem ganz anderen: Dem US-Präsidenten Lyndon Johnson.

Dies fand ich etwas überraschend, denn US-Präsidenten gelten ja gemeinhin nicht als Friedens-Aktivisten. Auch wenn (der von mir schmerzlich vermisste) barack Obama den Nobelpreis dafür bekommen hat, fielen doch zahlreiche offene und weniger offene Waffengänge, Drohnenangriffe und andere Hässlichkeit in seine Amtszeit.

Das mag, da muss ich bar breitem historischem Wissens der jüngeren amerikanischen Geschichte mutmaßen, bei Lyndon Johnson nicht anders gewesen sein. Doch es war die Zeit der atomaren Aufrüstung, noch vor der Friedensbewegung, vor Woodstock. September 1964, Johnson steht als amtierender Präsident im Wahlkampf mit Barry Goldwater, der sehr offen und offensiv den Einsatz von Atomwaffen in Aussicht stellt.

Da schaltet Johnson einen Werbespot, der Geschichte machen sollte, bekannt geworden als „Daisy Ad“, Gänseblümchen-Werbung (Link weiter unten). Er zeigt ein kleines Mädchen, die Blütenblätter eines Gänseblümchens zupft. Sie verzählt sich ein paar Mal, kommt dann aber bei zehn an – und es übernimmt eine mechanische Countdown-Stimme – ein greller Blitz, ein Atom-Pilz, dann die sonore Stimme des Amtsinhabers: „These are the stakes. To make a world in which all of God’s children can live, or to go into the dark. We must either love each other, or we must die.“

Lieben oder sterben, Liebe oder Krieg. Der Spot geht nur 60 Sekunden, was für damalige Verhältnisse sehr kurz war und wurde nur einmal bezahlt ausgestrahlt. Die Wirkung war dennoch enorm, die Nachrichtensendungen wiederholten ihn mehrfach und eine öffentliche Debatte brach aus, ob man so etwas in der politischen Debatte dürfe.

Das fragt längst keiner mehr. Und ja, ich glaube, dass Liebe in all ihren Abwandlungen die Antwort ist. Auf globale und lokale Fragen, auf familiäre und soziologische Fragen, für das Verständnis der Vergangenheit und die Gestaltung der Zukunft.

Und hier ist er, der Link zur legendären „Daisy Ad“

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